KiLL50- Kein idyllischer LandschaftsLauf

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Durch die Teilnahme am Süntel-Trail habe ich von diesem Lauf erfahren, viele Teilnehmer laufen beide und die Veranstalter kennen sich auch gegenseitig. Was von Vorteil ist, denn für eine Teilnahme beim KiLL braucht man jemanden der ein gutes Wort für dich einlegt…

Der KiLL ist ein 50Meilen Trailllauf in den Hügeln um Hildesheim, der fast ausschließlich nachts gelaufen wird. Start war um 17:00, also noch ein paar Minuten Restlicht hatten wir.
Wie zu erwarten war kannte ich ein Großteil der Läufer. Ich war gegen 15:30Uhr da, schnackte noch mit einigen und lauschte den Anweisungen des Chefs beim Briefing. Es gab schon Kaffee und Kuchen, wovon ich mir ein Stück gönnte. Michael prägte noch auf einem Ambos unsere Medaillen, welche man hier vor dem Start bekommt. Er hofft auf ein paar Aussteiger aufgrund von Überschätzung und Schwäche, nicht wegen irgendwelchen fiesen Verletzungen. Wer den KiLL abbricht gibt seine Medaille zurück, sie wird zerbrochen und dem Skelett für ewig um den Körper gehängt. Ist das nicht eine schöne Motivation?
Anschließend war noch Zeit sich umzuziehen und den Rucksack zu präparieren.

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Wir sammelten uns vor dem Gebäude und Michael schickte uns auf die Strecke. Ich lief mit Dennis mit und wir schnackten ne Weile. Das Tempo war recht flott, aber es ging erst mal gefühlt 3km nur bergab. Ich blickte oft auf die Uhr, da ich dort den Track drauf hatte. Ich bin ja den Süntel gewohnt und da ist Verlaufen sehr gefährlich, hier sollte die Strecke zwar mit Reflektoren markiert sein, aber eine gewisse Unsicherheit war gerade am Anfang vorhanden. Den Track brauchte man aber wirklich nur zur Absicherung.
So ging es nun erst mal durch einen kleinen Ort und über die Felder. Michael war schon 2mal in den Büschen und somit noch in unserer Nähe. Zu viel Kaffee vor dem Start meinte er…
Als wir ihn bei Kilometer 8 wieder einholten und Dennis und die anderen einen recht steilen Anstieg hochliefen, nahm ich Tempo raus. Ich war die Woche über krank und noch Freitag am überlegen ob ich überhaupt starten werde. Da habe ich zwischen den Süntelsiegern nichts verloren.
Ich versuchte auf Frank Jungclaus zu warten, damit ich nicht ganz allein durch die Gegend rennen muss. Irgendwie kam er aber nicht, so lief ich dann weiter. Immer auf Forstwegen oder schmaleren Trails, nicht ganz so fiese Wege wie beim Süntel, aber da es Nacht war, war das auch gut so. Die Anstiege zogen sich immer ewig. Nicht allzu steil aber lang. Dafür konnte man bergab recht gut laufen.
Es lag sehr viel Laub und man konnte somit den Untergrund nicht wirklich sehen. Lief man die ganze Zeit auf festen Boden konnte der nächste Schritt in knöcheltiefem Matsch landen. Meine Schuhe, Socken und Füße bestätigen das nach dem Lauf.
Irgendwann ging es lange bergauf und man lief auf dem Kamm des Berges, ein super Blick auf das beleuchtete Hildesheim zeigte sich. Hier oben wehte dann aber auch ein recht frischer Wind.
Nach ca. 20km kam man kurz in ein kleines Örtchen. Da es im Wald so dunkel war, dachte man es sei schon tiefe Nacht. In Wirklichkeit war es kurz nach 19:00Uhr und in den Häusern war noch Licht und die Leute am Fernsehen oder Essen. Was die wohl denken wenn da so ein Rudel Läufer mit Rucksack und Lampen am Kopf vorbeirennen?
Es ging lange geradeaus den nächsten Berg hoch und vorne sah ich 2 Kopflampen. Den einen Läufer holte ich dann auch bald ein. Er meinte er habe nen dicken Fuß und ist wahrscheinlich dann am VP ausgestiegen. Der VP sollte bei 25km kommen, aber er kam nicht. Ich habe vorm Start irgendwas mit 28km gehört und das bestätigte sich auch. Ich kam aus dem Wald raus und es ging bergab über Felder in den nächsten Ort. Auf dem Weg wieder viele Lichter. Wo kommen die denn her? Ich war doch nicht so schnell, sie scheinen eine Extraschleife gedreht zu haben.
Kurz vor dem Ort, ist ein Fußballplatz, dort war Licht und ein paar Leute standen draußen. Soll hier der VP sein? Ich ran und gefragt. Ein Bier hätte ich bekommen, aber der VP ist es nicht, der kam ein Stück weiter im Ort. Es gab natürlich wieder alles. Von Süßkram bis Schmalzstullen. Ich trank reichlich Cola aß was und füllte meinen Rucksack auf. Das war der ERSTE VP nach 28KM! Das nächste Mal gibt’s erst wieder in der Herberge was, bei 50km.
Ich hatte aber selbst Käsekuchen und Aoste-Sticks mit. das Loslaufen war fies, man hat sich in der Hütte aufgewärmt und die ersten Meter waren echt kalt. Es ging dann auch gleich auf Felder raus, wo der Wind wieder blies. Ich lief mit 2 Läufern zusammen und überholte einen weitern. Bei km32, kurz vorm nächsten Berg musste ich meine Batterien in der Lampe wechseln. das 2mal, im Wald habe ich leider ein Hochleistungsakku verloren und musste jetzt schon auf die Notfallbatterien vom Supermarkt zurückgreifen, das wird heiter. Der Läufer vom Feld schließ auf und wir marschierten zusammen den Berg hoch. was mehrere Kilometer gewesen sein dürften. Ab jetzt lief ich mit Torsten bis zum Schluss. Wir redeten nicht all zu viel, aber verstanden uns, was das Laufen und das Gehen bei Anstiegen anging. Bergab waren wir zügig unterwegs und plötzlich überholten wir auch einige Läufer, viele sind nach 50km ausgestiegen, wegen Verletzungen der Tage zuvor oder Krankheit. Insgesamt 10 Medaillen hat Kill Bill bekommen, sonst sind es 2-5.
Als ich bei 40km schon wieder Batterien wechseln musste wurde mir mulmig. „Mit denen die du mit hast kommst du nicht durch. Vielleicht gibt’s im Camp welche, sonst musst du abbrechen aufgrund von Technik.“ Ich hätte evtl. mit dem Licht von Torstens Lampe laufen können, aber ich wollte ihn nicht die Verantwortung für mich aufbürden. Jetzt gab auch nochmal einen schönen Schauer. (endlich KiLL-Wetter)
Bei Kilometer 41ging es richtig steil den Berg hoch, wir blieben auch einmal zum durchschnaufen stehen. Mir fehlte jetzt etwas Geschmack im Getränk, ich hab einfach die Tabletten fürs Wasser nicht mitgenommen.
Kurz vorm Camp ging es nochmal schön bergab und ich trat gegen einen Stein. Entweder ist das Wasser im Schuh oder Zeh blutet. Beides kann ich jetzt eh nicht ändern.
In der Herberge zog ich mir ein neues Shirt an und packte einen Energydrink in den Rucksack. Drin wurde dann erst mal reichlich gegessen und das Wasser wieder aufgefüllt. Ich fragte nach Batterien und es wurde vergeblich gesucht. Tanya kam rein und beendete das Rennen, sie war vor einer Woche schwer gestürzt und hätte nach eigener Aussage gar nicht starten sollen.
Tanya war die erste Ultraläuferin die ich kennenlernte, bei meinem ersten Süntel. Sie erzählte was sie schon gelaufen ist und lief „nur“ die 50km. Danny und ich damals die 80km, spätestens da wurde es mir noch ungemütlicher.
Sie lieh mir aber glücklicherweise ihre Lampe und ich konnte das Rennen weiter laufen. DAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAANKE!

Nach 30min Pause brachen wir nun zu den letzten 30km auf. Ohne VP! Somit haben wir für die erste Runde 7Std. gebraucht.
Es ging kurz durch den Wald und dann lange über Felder, am Wald lang. Hier gab es wenige Reflektoren, aber es ist wie in der Fahrschule, wenn nichts anderes gesagt ist. immer geradeaus.
Torsten wurde gesprächiger und erzählte mir von einigen tollen Läufen und Leistungen.
Natürlich waren wir jetzt langsamer unterwegs und es zog sich wie Kaugummi, spätestens jetzt merkte ich die Erkältung. Ich war einfach leer. Beine/Körper kein Problem, aber Kraft war keine mehr vorhanden. Ich trank meine Dose und genoss das Getränk mit Geschmack.
Durch das Laub gab es ein Stück mit groben Geröll, was man nicht sehen konnte, hier war das Laufen echt anstrengend. Es ging mehrmals steil berghoch. Bei Kilometer 71 ging es ewig und richtig hart bergauf. Das lieben die Veranstalter. Anschließend raus auf ein Feld und es war kein Licht zu sehen, nur der klare Sternenhimmel. Sehr schöner Anblick. Der Untergrund war sehr uneben und wir gingen lieber noch eine Weile.
Kurz vorm Ziel kam man noch in einen Ort, wo wir einen 10m Verläufer hatten, weil wir zu spät die Straßenseite gewechselt und damit ein Pfad hinterm Haus nicht gesehen hatten.
Es ging jetzt stetig auf recht unebenen Wegen über Felder bergauf. Wir gingen einfach Richtung Ziel, Zeit hatten wir ja genug!
Wir erreichten nach 11:25Std das Ziel.
Ich verpflegte mich kurz, duschte noch kürzer und betrachtete meine 3 neuen Blasen und den blauen Nagel. Geblutet hat nichts.
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Ich verzog mich ins Auto und schlief noch 3Std auf der Rücksitzbank, ein Glück bin ich nicht so lang.
Morgens gab es noch reichlich Frühstück und die Siegerehrung.

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Es ist ein toller lauf, obwohl ich die Strecke lieber mal im hellen sehen würde, man konnte ahnen wie schön es ist. Die Betreuung durch Michael und Susanne ist super, das ist bei kleinen Veranstaltungen meistens so. Das sind die Babys der Leute.
Ich werde wieder kommen. Ob 2016 oder erst später, hängt von der Jahresplanung ab und auf jeden Fall werde ich die anderen Läufe im Auge behalten.

6 Kommentare

  1. Hallo Toni,

    habe gesehen, dass Du auch in Senftenberg in 2016 startest. Es ist einfach traumhaft dort.

    Eine Mischung aus Weihnachten, Märchen und Realität. Gefühlter Ost- Power der Extra-Klasse.

    Komme aus Bad Wildungen, bin nächstes Jahr das dritte mal dort.

    Diesmal fahren fahren wir zu dritt am Freitag morgen hin und sind in der Halle bis Montag morgen.

    Lieben Laufgruß

    Frank Gutmann
    D- Bad Wildungen

    Tel.: 05621 90 95 29

  2. Jetzt bin ich endlich mal zum lesen gekommen. Nochmal herzlichen Glückwunsch zum erfolgreichen Abschluss!
    Was hast du denn für eine Stirnlampe? Ich musste damals keine Batterien wechseln. Ich hatte nur billige drin und war länger unterwegs als du.

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