Der Triple-Marathon war schon lange geplant und eins der Highlights, neben der DM und Münster, dieses Jahr. Der Lauf findet „nur“ alle 2 jahre statt und ist in seiner Art wahrscheinlich einmalig. Es gilt 126,6km von Eelde nach Wardenburg zu laufen, ABER! es sind 3 eigenenständige Marathons am selben Tag.
Aufmerksam auf diese Veranstaltung bin ich natürlich mal wieder durch die Videos von Frank geworden
Logistisch und organisatorisch steckt da richtig viel Arbeit hinter. Start und Ziel der einzelnen Läufe ist nicht ganz gleich, damit man beim Ziel immer eine feste Unterkunft hat.
Somit brauchte man immer einen kurzen Transfer vom Ziel zum Start, die Klamotten der einzelnen Läufer mussten auch zu jedem Etappenziel gebracht werden und auf der Strecke gab es noch 3 Verpflegungsstellen, die jedes mal ab und beim nächsten Marathon wieder aufgebaut werden mussten.
In jedem Ziel gab es dann natürlich noch Verpflegung…
Für mich war das herangehen an diesen speziellen Lauf schwierig. Die Gesamtstrecke traue ich mir in einer guten Zeit zu, aber je nachdem wie schnell man läuft ist die Pause im Ziel länger.
Und Pausen finde ich eigentlich doof. Nach dem ich mir auch mal die Zeiten der letzten Jahre angeschaut habe, spekulierte ich, wenn ich die Pausen gut verkrafte und dadurch sogar etwas Kraft tanken, das ich aufs Podest laufen könnte. Natürlich hängt das auch von den Teilnehmern ab die sich anmelden. Dies Jahr lief der Sieger in einer ganz eigenen Welt!
Der Plan stand somit fest! Der erste Marathon wird in 3:45 gelaufen (langsamer als meine Marathonbestzeit, aber ungefähr das Tempo was ich ohne Uhr laufe) und während des zweiten Marathons wird entschieden wie es weiter geht.
Die Anreise erfolgte am Freitag. Wir fuhren nach Wardenburg, wo wir unsere Unterlagen abholten und noch mit vielen bekannten Gesichtern schnackten. Gegen 18:00 ging es mit 2 Bussen nach Holland und bei der Fahrt ging schon einmal der Gedanke durch den Kopf: „Das muss ich morgen wieder alles zurück laufen?“
In Eelde angekommen bezogen wir die Turnhalle und bereiteten unser Lager vor. Schlafen ging mit Musik im Ohr relativ gut. um 2:45 wurde das Licht in der Halle angeschaltet. Aufstehen, Sachen zusammen packen und dann Frühstücken.
Kurz vor 5:00 ging es zum ersten Start!
Lauf 1 Eelde- Blijham
Kurz noch Günther Hallo gesagt, er reiste erst am Morgen vor dem Start an, dann ging es auch schon fast los.
Ich sortierte mich also vorne ein. Plan: 5:15-5:20 pro Kilometer.
Ich wurde gleich erstmal von 4 Läufern überholt, bei der Länge der gesamten Strecke eher unwichtig und vor allem gab es auch noch die Möglichkeit nur 1 oder 2 Marathons zu laufen.
Es war noch am dämmern. Es ging neben der Straße gerade aus und ich folgte den 4en, hatte zur Sicherheit die Tracks aber auch auf der Uhr.
An einem Kreisverkehr bei ca 2km leitete das uns begleitende DRK die erste Ausfahrt raus, die Uhr meckert: „Strecke verlassen!“ Ich vertraute natürlich den Helfern vor Ort, immerhin kann es ja auch zu kurzfristigen Änderungen kommen. Am Freitag hat es noch recht stark geregnet und viele der Pfeile weg gespült. Diese wurden von den Führungsradfahrern nach gezeichnet. Nach 750m wurden ich von einem anderen Helfer zurück gerufen…
Dahin war es mit der guten Laune! Der nächste Kilometer war in ~4:30min absolviert. Ich musste mir jetzt selbst auf die Füße treten, damit ich auf Grund des Frustes nicht alles versaue und mich wieder an das angestrebte Tempo halte.
Irgendwann sammelte ich das ganze Feld von hinten ein. Einige waren sehr verdutzt wo wir her kamen, bei Kilometer 8 kam Isabel auf dem Fahrrad zu mir und fragte ob ich Pommes will. Mein Gesicht muss meine Laune sehr gut widergespiegelt haben.
Kurz nach dem ersten VP gesellte sich Dirk aus Cottbus zu mir. Wir liefen den restlichen Marathon zusammen, etwas zu schnell, aber es fühlte sich gut an, zusammen.
Es ging lange geradeaus, über Felder und zwischen Wiesen durch. Die Wege waren meistens aus Asphalt oder gepflastert, in den Orten nicht unbedingt angenehm für die Füße.
Landschaftlich waren die kleinen Orte mit den Grachten sehr schön, aber Holland war noch am Schlafen und wir sahen kaum jemanden. Am zweiten VP erwarteten uns Wolfgang und Andres von den Ultrafriesen, mit den beiden war ich schon bei so vielen Läufen am Start und freute mich auf ein bisschen Dummschnack. Trotz vergessener Essensmarken bekamen wir etwas 😉
Bei Kilometer 34 gesellte sich noch Marcell dazu und wir liefen jetzt zu dritt weiter. Kurz vorm Ziel kamen wir noch durch einen kleinen Ort, den wir an einer Gracht entlang durchquerten. Hier stand auch eine sehr schöne Kirche!
Als wir den Ort verließen hatten wir plötzlich einen süßlichen Duft in der Nase und nach kurzem überlegen waren wir uns einig. Das riesige Feld neben uns, was sich bis zum Horizont erschreckte war KIFF! Für die meisten Läufer das Highlight des Laufs. Eine Taschenkontrolle im Ziel gab es aber nicht.
Marcell lief 2 Kilomter vor Schluss noch nach vorne raus. Ich blieb bei Dirk und wir überquerten die erste Linie des Tages nach 3:48:55Std
Etwas zu schnell, wenn man den Umweg von fast 7min mit einrechnet.
Im Ziel wurde sich dann umgezogen und geduscht. Es gab ein zweites Frühstück und ich versuchte mich etwas zu bewegen, damit ich nicht ganz runter kühle. Wartezeit war ca 1:45std bis zum nächsten Start. Das Duschen und Umziehen ohne „Zeitverlust“ ist natürlich sehr angenehm.
Lauf 2 Bijham- Esterwegen
Mir wurde schon angekündigt, dass der erste der schönste Marathon ist. Der zweite ist auf jeden Fall der Schwierigste…
Wir starteten wieder an der Landstraße. Dirk und ich wollten das gleiche Tempo wie vorher laufen und waren gleich recht weit vorne. Marcell schloss dann bald wieder auf und wir liefen zu dritt weiter.
Hier geht es sehr lange geradeaus und viel parallel zur Landstraße. Dazu kommt das platte Land, also nicht wirklich spannend. Bei 8km überquerten wir die Grenze, bei 10km gabs den ersten VP und dann gleich die Bergwertung 😉
es ging über eine Autobahnbrücke. Wahrscheinlich der höchste Anstieg des gesamten Laufes:
Es waren jetzt schon mehr Autos und Leute unterwegs. Start war ja auch 10:45Uhr. Wir liefen über eine Brücke mit Wiesenlandschaft, recht schön.
Bei Kilometer 16 gab es einen „wilden Versorgungspunkt“ von einem Sporthaus. Es war sehr warm und ich kippte mir etwas Wasser über den Nacken. Als mich ein Begleiter auf das Unwetter hinter uns aufmerksam machte: „Da kommt gleich genug Abkühlung!“
Dirk hatte etwas Probleme mit dem Magen und lies sich zurück fallen.
Marcell und ich liefen weiter. Bis wir vor einer verschlossenen Schranke standen. 2min Wartezeit bis der Zug vorbei kam. In Zwischenzeit hat Nils aus Norwegen aufgeschlossen und bis zum VP 21km lief ich mit ihm und wir unterhielten uns etwas. Bei Wolfgang und Andres kurz gestoppt und weiter ging es. Nils lies abreißen.
Jetzt wurde es echt ein Kopflauf.
Von hinten zog der Sturm auf und wir hatten kräftigen Wind, der große Regenschauer blieb mir erspart, die Läufer weiter hinten wurden nass.
Es ging jetzt gefühlt 10km geradeaus an der Straße entlang nach Papenburg, nur um dann in einer 90° Kurve an einem Wohngebiet 6km geradeaus zu laufen.
Erst lief Marcell wieder vor, in Papenburg überholte ich ihn und am VP waren wir zusammen.
Die 6km zum VP zogen sich ewig und der Weg war sehr uneben, ich wusste nicht genau ob Straße oder Fußweg besser war.
Am VP bei Kilometer 32 versorgten wir uns zusammen. Als wir dann wieder los liefen, hat mir scheinbar jemand den Stecker gezogen. Es ging nicht mehr wirklich viel und Marcell lief davon.
Wir liefen auf einem Sandweg parallel zu einem Kanal. Ich musste jetzt immer 300/400m gehen und dann 1600/1700m laufen. So bewegte ich mich zum Ziel in Esterwegen. Kurz vorm Ziel überholte mich Nils wieder.
Die letzten Meter geht es leicht berghoch und vor dem Lauf flaxten wir rum. Jetzt nach über 84km und mit wenig Kraft war das ein ganz fieser Anstieg.
Ich beendete den Lauf nach 3:58:xx
Jetzt wieder das gleiche Spiel, Duschen, umziehen und Essen.
Es gab jetzt Nudeln. Ich nahm ne kleine Portion und sofort fing der Magen an zu krampfen. Sowas hatte ich ja noch nie. Vielleicht hab ich vorher zu wenig gegessen oder zu viel Chemie (6Gels und 1,3l ISO waren im Körper)?
Auf jeden Fall beschäftigte mich der Bauch jetzt die nächsten 2Std, solange war meine Pause. Ich nahm dann noch Banane und Brezeln, dass beruhigte etwas.
Ich traf Dirk wieder und wir beide beschlossen den letzten Marathon wieder zusammen und sehr langsam zu laufen, dass hatte ich schon am Ende dieses Marathons beschlossen.
Lauf 3 Esterwegen- Wardenburg
Das Anlaufen war jetzt richtig schwer und die ersten Meter fühlten sich irgendwie nicht wie laufen an. Es dauerte eine Weile bis wir in Tritt kamen. Wir liefen ca 6:00 pro Kilometer und wollten eigentlich bis zum ersten VP durchlaufen. Es war eine kleine Gruppe und wir liefen jetzt erstmal direkt auf der Straße, bis wir bei Kilometer 5 auf einen Sandweg neben einen Fluss/Kanal(?) abbogen, aber hier entschied Dirk zum Glück, dass wir mit gehen anfangen. Ich hatte Probleme mit Seitenstiche und schnaufte sehr um dagegen zu wirken, dass dürfte Dirk verunsichert haben.
Es ging unter Bäumen auf Sand weiter, eigentlich recht schön. wir suchten uns immer markante Punkte zum loslaufen, bzw wieder gehen aus… Das Schild, die Birke, die Brücke usw.
Jetzt waren auch ein paar Radbegleiter um uns rum und fragten ob wir was brauchten. Auf den ersten Läufen waren wir wahrscheinlich zu weit vorne. Jan hat mich in Esterwegen kontaktiert und angeboten mit dem Rad zu begleiten. Ich hab ihn gewarnt, dass es langsam wird und er nicht kommen müsse. Ich nehme ungern solche Hilfe an, wenn ich weiß dass er auf dem Rad echt zu tun hat. Aber er kündigte sich für Kilometer 12 an. Somit drückte ich Isi meine Flasche in die Hand und wir brauchten die Radbegleiter nicht.
Durch unser gehen wurden wir weiter nach hinten durchgereicht, aber das war uns egal. Ziel war ankommen egal wie.
Mein Magen war noch nicht wirklich fit.
Jan bei Kilometer 13 war ein toller Anblick, selten hab ich mich über ihn so gefreut.
Er hatte Cola, etwas zu essen und Energy Drink mit. Ich nahm von letzterem erstmal ein Schluck. Jetzt ging es auf guten Radwegen zwischen Bäumen, neben der Straße weiter. Jan und ich hatten einiges zu erzählen und so verging die Zeit etwas. Der Magen beruhigte sich und Jan organisierte mir eine Bifi, fettige Wurst mag ich ja beim Laufen recht gern. In Friesoythe soll ich auch wieder fit gewirkt haben.
Durch die Gehpausen und das langsamere Tempo vergingen nur die Kilometer nicht wirklich.
Kurz vor VP 21 ging es wieder eine Weile neben der Straße her und es regnet ganz leicht, nicht weiter tragisch. Jan berichtete von Hagel usw.
Bei Wolfgang und Andres nochmal verpflegt und weiter. Wir verließen die Landstraße und bewegten uns auf einer kleinen Straße ohne Radweg weiter. Bei Kilometer 28 saß ein Läufer mit seinen Begleitern auf der Bank, er wollte aussteigen. Wir motivierten ihn, er soll mit uns mitkommen: „Es sind noch 14km und wir haben noch 3,5std. Zeit. Wir laufen 500m und gehen dann wieder 500m!“
Seine Begleiter schickten ihn los und somit waren wir jetzt zu dritt, Baastian mit 2A kam also mit.
Er kam auch immer besser in Tritt. Seine Begleiter tauchten alle 500m auf. Wir holten noch Ulrike und einen weiteren Läufer ein. Immer wenn wir gegangen sind, waren die wieder vor uns und beim Laufen überholten wir wieder.
Am letzten VP bekamen meine Mitläufer Warnwesten, da es dunkel wurde. Mein PUM Shirt war hell genug. Jetzt liefen wir 2km und gingen einen. Das funktionierte erstaunlich gut. Isi kam gerade mit Kay an, als wir los wollten. Ich brauchte erstmal eine Umarmung, war ich doch zu diesem Zeitpunkt echt fertig…
Kurz vor Wardenburg mussten wir auf einen Weg mit Kopfsteinpflaster abbiegen, dieser hatte einen Buckel in der Mitte und das Pflaster war auch doof. Der tat echt weh unter den Füßen, beim Gehen bin ich neben dem Pflaster gegangen.
In Wardenburg mussten wir noch einmal um die komplette Schule rum um ins Ziel zu kommen.
Wir reichten das Ziel nach 5:21:30
Kurz danach schoss Özil das 1:0 für Deutschland aber dafür war ich nicht aufnahmefähig. Ich ging in die Turnhalle suchte mein Zeug zusammen, trank einiges und verzichtete auf Dusche, da ich zuhause dann gleich in die Wanne steig wollte. Ich döste etwas im Auto und wartete auf Stefan, Olaf und Christian. Dabei hörte ich mir das Elfmeterschießen im Radio an. Ich brauchte irgendwie Ruhe.
Der Lauf ist echt was besonderes und ich werde ihn sicherlich wieder machen. Er ist auf jeden Fall sehr hart, auch ohne Höhenmeter. Die Pausen tun mir nicht so gut und 126,6km am Stück sind wahrscheinlich einfacher…
Hallo Toni, da kann ich einiges unterschreiben: das doofe Pflaster zum Schluss hatte es echt noch in sich und auch ich denke, ich wäre ohne Pausen besser durchgekommen. Sei es drum, schön war es trotzdem. Bei den Duschen hast du übrigens nichts verpasst, sie waren kalt 😉 Waren schöne Kilometer mit euch!!! Viele Grüße aus dem Saarland, Ulrike